Empfiehlt Ayurveda das Fasten?
WAS IST FASTEN?
Fasten ist ein fester Bestandteil der indischen Tradition und Kultur. Es bedeutet, dass jemand freiwillig auf bestimmte oder alle Speisen und Getränke verzichtet. Gemäß der vedischen Tradition dient das Fasten der inneren Einkehr und ist gesundheitsfördernd. Das Sanskrit-Wort für Fasten ist Vrata, was auch „gelübdelegen“ oder „versprechen“ bedeutet.
TÜR
Ein Vrata besteht aus einer oder mehreren Handlungen, darunter vollständiges oder teilweises Fasten an bestimmten Tagen, eine Pilgerreise (Thirtha) zu einem bestimmten Ort oder mehreren Orten, ein Besuch und Darshan (Erhebung durch den Anblick eines Gottesbildes) und Puja (zeremonieller Akt der Verehrung eines Gottes, traditionell mit Blumen) in einem bestimmten Tempel oder mehreren Tempeln, das Rezitieren von Mantras und Gebeten sowie die Durchführung von Puja und Havans (Feueropfer für Gott).
Es gibt vier Kategorien von Vratas: – Vara: Fasten an Wochentagen; – Tithi Vratas: Fasten an bestimmten Tagen der Mondmonate; – Masa Vratas: Fasten innerhalb eines bestimmten Mondmonats; – Samvatsara: Fasten, das sich über ein ganzes Jahr erstrecken kann. Vratas können sich hinsichtlich ihres Einschränkungsgrades stark unterscheiden. Man kann beispielsweise auf feste Nahrung verzichten, eine bestimmte Lebensmittelgruppe meiden oder nur eine einzige Lebensmittelgruppe zu sich nehmen. Ein vollständiger Verzicht auf Nahrung ist jedoch selten.
Anerkannte Kategorien von Nahrungsmittelbeschränkungen sind: −Anahar: Getreidekonsum; −Palahari: jemand, der Obst isst; −Dudhahar: Konsum von Milch oder Milchprodukten; −Nirahar: ausschließliche Wasseraufnahme.
Die Dauer eines Fastens kann individuell variieren, doch die Ziele sind traditionell dieselben: Befreiung und innere Reinheit. Laut alten hinduistischen Texten hilft ein Vrata dem Fastenden, seine Wünsche zu erfüllen, und bringt göttliche Gnade und Segen.
ESSEN UND RELIGION
Gemäß unseren hinduistischen Traditionen sind Essen und Religion miteinander verbunden. In erster Linie wurde die Religion genutzt, um die Zyklen des landwirtschaftlichen und menschlichen Wachstums durch Gebete und Opfergaben zu regulieren.
Zweitens bietet uns die Religion einen Rahmen oder eine Perspektive, in der die Seele reifen und sich entwickeln kann. Im Ayurveda sind die Pflege von Körper und Seele von größter Bedeutung und werden umfassend durchgeführt.
Eng mit unserer Gesundheit verknüpft. In der hinduistischen religiösen Tradition zeigt sich dies deutlich darin, dass Religion und Ernährung eine Symbiose bilden.
Innerhalb verschiedener hinduistischer Traditionen gibt es unterschiedliche Arten des Fastens. Beispielsweise fasten Frauen zu verschiedenen Anlässen, wie etwa Karva Chauth. An diesem Tag fasten verheiratete Frauen für das lange Leben, den Wohlstand und die Gesundheit ihrer Ehemänner. Nach Sonnenaufgang halten die Frauen ein strenges (vegetarisches) Fasten ein, das sie brechen, sobald sie nachts gemeinsam mit ihren Ehemännern den Mond erblicken. Sie beenden das Fasten, indem sie dem Mond Wasser und Blumen darbringen. Ein weiterer wichtiger Anlass zum Fasten ist Shivaratri. Dieses Fasten gilt als das wichtigste Fasten für die Anhänger Shivas. Es wird angenommen, dass ein Gläubiger, der das Shivaratri-Fasten mit Aufrichtigkeit, reiner Hingabe und Liebe einhält, gesegnet wird. Die göttliche Gnade Shivas. Obwohl die meisten Menschen nur Milch, Saft und Früchte zu sich nehmen, trinken manche den ganzen Tag und die ganze Nacht über keinen Tropfen Wasser. Diese Tage werden gemeinsam begangen, doch fasten manche auch individuell. Dies geschieht zu Ehren ihrer Devis (Göttinnen) und Devatas (Götter). Jeder Wochentag ist einer dieser vielen hinduistischen Gottheiten gewidmet. Je nach persönlichem Glauben kann man einen oder mehrere Tage zum Fasten festlegen. So fasten beispielsweise Anhänger Shivas üblicherweise montags, während Anhänger Vishnus freitags und samstags fasten.
Wie lautet die ayurvedische Sichtweise auf das Fasten?
Im Ayurveda wird Fasten aus einer ganzheitlichen Gesundheitsperspektive betrachtet. Es entfernt Giftstoffe aus dem Körper und reinigt so Körper, Geist und Seele. Der Körper wird leicht, der Geist ruhig und friedvoll, was die mentalen und spirituellen Fähigkeiten verbessert. Nachts fasten wir alle kurz, wodurch Giftstoffe aus unserem Körper ausgeschieden werden. Laut Ayurveda reicht dies jedoch möglicherweise nicht aus. Im modernen Leben sind wir vielen Giftstoffen ausgesetzt: Umweltgiften, Stress, negativen Emotionen, Bewegungsmangel, verarbeiteten Lebensmitteln, Lebensmittelzusatzstoffen usw. Wenn sich zu viele Giftstoffe – im Ayurveda Ama genannt – ansammeln, führt dies zu einem Ungleichgewicht und schließlich zu Krankheit. Um dieser Ansammlung von Giftstoffen vorzubeugen, empfiehlt Ayurveda sein umfassendes Entgiftungsprogramm Panchakarma. Dieses besteht aus verschiedenen Reinigungstherapien wie Massagen, Schwitzkuren, einer angepassten Ernährung und der gezielten Ausscheidung von Giftstoffen aus dem Verdauungstrakt. Als Hausmittel zur Körperreinigung kann man fasten und sich dabei ausschließlich von Flüssigkeiten und leicht verdaulichen Lebensmitteln wie Obst- und Gemüsesäften sowie pürierten Gemüsesuppen ernähren. Dies gibt dem Stoffwechsel die Möglichkeit, Rückstände abzubauen. Im Ayurveda stellt sich jedoch die Frage: Empfiehlt der Ayurveda das Fasten? Es ist äußerst wichtig, die Person genau zu kennen: ihre Konstitution, ihren Lebensstil, ihre Essgewohnheiten, ihre Verdauungsfähigkeit usw. Die Konstitution ist das Gesundheitsprofil eines Menschen, sein Stoffwechselplan, der seine Stärken und Schwächen genau aufzeigt. Vor Beginn des Fastens ist es daher unerlässlich, die individuelle Konstitution zu betrachten. Hat eine Person beispielsweise eine Vata-Konstitution, … Man sollte nicht länger als drei Tage fasten. Für Vata-Typen ist regelmäßiges Essen im Grunde schon eine Art Fasten, da sie zu Unregelmäßigkeiten neigen. Wenn ein Vata-Typ fasten möchte, sollte er sich ärztlich beraten lassen, da es ihnen schwerer fällt, sich zu disziplinieren. Ein Fasten von mehr als vier Tagen verschlimmert Pitta. Pitta-Typen wird ein Fastentag pro Monat empfohlen. Kapha-Typen profitieren jedoch am meisten vom Fasten. Sie können einen Tag pro Woche flüssig fasten. Kapha-Typen können Mahlzeiten auslassen, aber auch längere Fastenperioden einhalten. Ihr Körper verbrennt Ama, sie fühlen sich leichter und energiegeladener, haben mehr geistige Klarheit und fühlen sich insgesamt glücklicher.
VERDAUUNG
Der Hauptgrund, warum Ayurveda das Fasten empfiehlt, liegt in seiner positiven Wirkung auf die Verdauung. Generell sieht Ayurveda einen Zusammenhang zwischen Gesundheit und der Stärke des Verdauungsfeuers (Agni). Ein gesundes und starkes Verdauungsfeuer verbrennt die zähen Giftstoffe (Ama), die sich im Körper ansammeln und Verdauung und Ausscheidung verlangsamen können. Ayurveda betrachtet die Ansammlung von Ama in unseren Zellen und Geweben als Ursache von Krankheiten. Weiterhin besagt Ayurveda, dass die Verdauung – und damit die Gesundheit – durch regelmäßige Nahrungsbeschränkung verbessert werden kann. Gleichzeitig kann dies jedoch gefährlich oder zumindest riskant sein, wenn es nicht unter ärztlicher Aufsicht erfolgt. Die Verdauungssekrete, die für unsere Gesundheit, unseren Stoffwechsel und die Ausscheidung von Giftstoffen unerlässlich sind, können dadurch beeinträchtigt werden. Unsere Körpergewebe entstehen aus der Nahrung, die wir verdaut haben. Längerer Nährstoffmangel führt beispielsweise zu einer verminderten Produktion von Verdauungsprodukten in Magen, Leber und Bauchspeicheldrüse. Nach einer Fastenperiode ist es daher äußerst wichtig, die empfindlichen Verdauungsprozesse unter fachkundiger Anleitung wieder in Gang zu bringen. Wird dies nicht sachgemäß durchgeführt, kann es zu einem allgemeinen Vergiftungszustand (Ama) kommen.
RICHTLINIEN
Im Ayurveda gibt es 4 grundlegende Arten des Fastens: −nur leichte Kost; −nur Obst, Gemüse oder Säfte konsumieren; −auf feste Nahrung verzichten und nur Wasser oder Kräutertee trinken; −auf Nahrung und Wasser verzichten.
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